Dienstag, 8. Juni 2010

Die Rückkehr der Hausbar

oder der mühsame Weg der Barkultur...



Wie Ulf-Neuhaus via Facebook gestern verlautete:
Die Rückkehr der Hausbar > der leise Tod der Barkeeper!

In dieser Botschaft verwiess er dann auch noch auf einen Link in Süddeutsche.de.
Ich bin ein grosser Fan der Süddeutschen gewesen und einige ihre Ausgaben wie das Magazin halte ich bis heute für extrem lesenswert, aber Helmut Adam & Alexander Troppmann haben durchaus recht mit ihrem Hinweis, das die Süddeutschen in den letzten Jahren arg an Qualität verloren hat. Doch warum rege ich mich so über die Süddeutsche auf, wer es noch nicht getan hat, dem empfehle ich mal die Fotostrecke des Links anzuklicken.
Ich kann Bastian Heusers Meinung dazu nur allzu gut verstehen:
Wie ich solche grottenschlecht recherchierten Füll-Artikel hasse...und das in der Süddeutschen...


Doch was mich extrem geärgert hat, war das Ulf Neuhaus denkt, das diese Rückkehr zur Hausbar der leise Tod der Bartender wäre.
Sorry Ulf,
aber das ist absoluter Schwachsinn!!!
Du, als ehemaliger Koch, solltest das eigentlich besser wissen!
Diejenigen, die sich teure Profi-Küchen in ihre Eigenheime einbauen lassen, gehen noch öfter auswärts essen, als die mit den normalen Küchen. Nur wer sich auskennt, kann die Qualität auch schätzen! Der Mensch war seit Beginn seiner Evolution ein Selbstversorger, aber er ist halt auch gern ein geselliges Wesen und deshalb treibt es ihn raus unter Menschen, egal ob nun um zu speisen oder trinken.


Viele Leute träumen von einer Hausbar, aber wer verwirklicht schon seine Träume...
Ich kenne einige dieser Menschen persönlich, die sich den Traum von der eigenen Hausbar erfüllt haben, aber das Internet ist voll mit Leuten die über ihre eigene Hausbar berichten:
Link 1
Link 2
Link 3
Link 4
Link 5
Link 6

Wie kommen solche Leute auf die Idee eine Hausbar zu haben zu wollen, weil sie vorher öfter in einer Bar waren und das einfach so toll fanden. Je besser ihre Barbesuche sind, desto eher sind sie davon begeistert und wollen mehr darüber erfahren. Es wird für sie zum Hobby: Cocktails trinken, vielleicht sogar zur Leidenschaft und nun wollen sie erst recht noch mehr darüber erfahren...
Das sind die Menschen auf die sich jeder Barkeeper freut, wenn er mal wieder stundenlang einfach nur eine Caipi-Maschine war und endlich mal wieder so etwas wie Anerkennung und Respekt erfährt für seinen Beruf.
Die Jungs vom C&D-Forumstreffen kennen meine alljährlichen Ansprache schon und ertragen sie einfach heldenhaft jedes Jahr aufs neue. ;-) (Stimmts Zeed?!?)
Aus diesen Nerds & Freaks sind einige echte Bereicherungen für die Barszene in Deutschland gekommen in den letzten 2 Jahren:
So z.Bsp. die Jungs von Forgotten Flavours,
oder sogenannte Hobbymixer, die auf einmal bei Profi-Wettbewerben (Drambuie-Contest, BMGP, Amarula...) ganz vorn mitgemischt haben,
eine brilliante Meisterleistung eines dieser Wahnsinnigen führte wohl zum größten Onlinetasting Deutschlands,
keinesfalls zu vergessen die grosse Barbloggerszene mit solchen Vorzeigeblogs wie Trinklaune, Cocktails Old Fashioned, Cocktailwelten und und und...

Die Rückkehr der Hausbar ist für mich ein erstes Zeichen, das die Barkultur sich langsam wieder einen Platz im Lebensgefühl der Menschen in diesem Lande sichert.

4 Kommentare:

  1. Ja, das kann ich bestätigen, lohnt sich aber ;-)

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  2. Hallo Maik,

    ".. ich gebe doch nicht Wissen preis das meine Gäste ja auch zu Hause bleiben...eher hätte ich in ihnen die Sehnsucht geweckt, wieder mal eine Bar zu besuchen!"war mein letzter Satz zu diesem Thema.
    ich betreibe seit 20 jahren gastronomie und zwar selbstständig.das weggehverhalten der gäste in den letzten 20 jahren hat sich für meine begriffe verändert...wenn ich mir die letzten 3 jahre anschaue hat es in unseren bereich dresden herbe einschnitte gegeben..ob nun das gesetz zum schutz der nichtraucher oder die allgemeine wirtschaftskrise daran schuld ist sei dahin gestellt..vielleicht waren es auch die gastronomen selber die stehen geblieben sind und sich über den ausbleib von gästen wunderten...
    seit ein paar monaten beobachte ich wie die industrie den endverbraucher mit gezielten werbeaktionen manipuliert ihre feier doch bitte zu hause in den eigenen 4 wänden zu feiern, ...es geht auch billiger hieß es erst in einem werbespot wo der mann der familie im restaurant zahlt die familie über die summe einen schock bekommt und der schwenk geht hinüber und die familie sitzt am tisch zu haus und hat selbst gekocht...der gatronom wird als unverschämter profitgeier dargestellt...
    es ist nicht nur der artikel zur hausbar...schaut doch mal genau hin...familie> trautes heim >grüne wiesen> es kostet alles nicht...das geld wird zwar weniger aber man kann es sich auch zu hause gemütlich machen...die andere seite beobachte ich hier in unserem kneipenviertel aus folgender sicht...vor 20 jahren sah ich noch nie einen jugendlichen mit ner bierflasche durch die strassen ziehen...ich möchte dieses gästeklientel auch nicht bei mir haben..nur zeigt es das selbst auch die trivial gastronomie immer weiter ausstirbt...
    das sind nur ein paar beispiele...noch mal...ich lebe von gästen die zu mir in die bar kommen...selbst wenn ich ihnen bei dem einbau der hausbar helfe und tipps gebe glaube ich nicht das sie dann sogar öfters zu mir kommen, wenn ich doch so eine schöne bar zu hause habe...kann ich mir nicht vorstellen...definitiv würde das meinen umsatz nicht steigern..sicher gibt es dabei auch ausnahmen wie z.b.die Jungs vom C&D-Forumstreffen...aber das ist nur ein teil der großen barfamilie von deutschland...der andere teil mixt sich gerade einen tequila negroni in der neu eingerichteten kellerbar...

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  3. Hallo Herr Neuhaus!

    Ich kann Ihrer Argumentation nur bedingt, bis gar nicht folgen. Dass es vor zwanzig Jahren keine Jugendlichen mit Bierflaschen auf den Straßen gegeben hat, halte ich für schlichtweg Unsinn. Ich war gerade vor zwanzig Jahren in dem Alter mit eben jenen Flaschen umher zu ziehen - unter anderem in Ermangelung geeigneter Lokalitäten, wo sich Jugendliche im Alter von 16 + x Jahren hätten unter ihres gleichen gesellen können.

    Und ich glaube auch heute nicht, dass es (nur) an den Preisen liegt, denn zumeist kaufen die Jugendlichen ihre Versorgungsgüter dieser Art in Tankstellen - zu durchaus ambitionierten Preisen. Klar will wohl so gut wie kein Gastronom die sog. Bierflaschen-Zigeuner (das soll jetzt nicht auf Kosten einer ethnischen Minderheit gehen!) in seiner Lokalität haben. Aber die Jugendlichen sind so bzw. tun so, weil es scheinbar keine adäquaten Angebote für sie gibt! Und seien wir ehrlich - und ich meine WIRKLICH EHRLICH: Wir waren früher auch nicht viel anders.

    Zum Thema Hausbar: Es ist schön soetwas zu Hause zu haben, aber es wird nie und nimmer den Besuch in einer schönen Bar mit netten Gästen, kompetenten Bartendern und einem tollen Ambiente ersetzen. Wenn ein Gastronom solche Probleme hat, sprich Kundenschwund, sollte er sich erstmal Gedanken über sein Geschäftskonzept machen. Ihrer Argumentation folgend, wollen wir alle zuhause sein und sparen. Bedeutet dies aber doch entweder, dass ich allein zu Hause sitze und mir die Drinks "reinziehe" (dann hätte ich irgendwann wohl eher ein Sucht-Problem und daraus folgend sicherlich keine Einsparung) oder man hat ständig das Haus voll mit Nachbarn, Freunden etc.. Diese beteilige ich natürlich per Umlage an den Kosten für die Bar und das Verbrauchmaterial, nicht wahr? Wohl eher nicht.

    Nein, ich stimme Herrn Meinke zu. Dieser Trend zeigt mir auf, dass sich in Deutschland eine Welle des guten Geschmacks (ist natürlich Definitionssache) ausbreitet und dadurch eher die Lust auf gutes, niveauvolles Ausgehen steigt. Selbst wenn die Hausbar eine Konkurrenz wäre, dann fände ich das begrüßenswert, denn Konkurrenz belebt da Geschäft und sorgt somit dafür, dass sich manch einer ggf. mehr Mühe gibt und stärker auf den Gast eingeht. So trennt sich letztlich auch die Spreu vom Weizen. Schluckhallen braucht schließlich keiner und den Durst lösche ich eh zu Hause. Aber zum Genuss gehört nicht nur der perfekte Drink, sondern auch Menschen, die man kennt oder noch kennenlernen kann, Bartender, die man schätzt und ein Ambiente, wie ich es mir vioelleicht nicht zu Hause schaffen kann - ergo: Es geht nicht "nur um´s Trinken"!

    Es ist daher meine feste Überzeugung, dass diese "Konkurrenz" - so es sie denn gibt - nur ein Tropfen im Ozean ist und im Zweifel dem ambitionierten Gastronom eher dienlich als schädlich ist.

    Und um den Beitrag abzuschließen: Ich bin kein Gastronom, sondern ein Gast, der Wert auf Niveau legt und auch zu Hause über eine Ausstattung verfügt, die das Portfolio so manch einer Bar übersteigt.

    Herzlichst

    Stefan Brinkmann

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  4. Ich habe bei mir in der Bar auch des öfteren Gäste, die mir stolz von ihrer Hausbar und ihren eigenen Mixversuchen erzählen. Denen stehe ich als Dienstleister gerne mit Rat und Tat zur Seite, sei es bei der Frage der richtigen Spirituose oder bei der richtigen Technik für die Herstellung eines wirklich guten Drinks.


    Gruß.

    Jan Rauschert
    Warum?

    Weil diese Gäste oftmals trotz ihrer eigenen Hausbar, die nicht selten gut bis sehr gut bestückt ist, ebenso ambitionierte Bargänger sind. Getreu dem Motto: Besser werde ich nur durch Vergleich. Und oftmals sind solche Gäste Multiplikatoren, denn sie führen ihre eigenen Gäste erst an Cocktails heran. Von dort bis in eine richtige Bar ist der Schritt wesentlich kleiner als aus der kompletten Diaspora.

    Und was biertrinkende Jugentliche (und nicht nur solche) auf den Straßen angeht: Wir haben alle mal klein angefangen. Selbst mir passiert es, dass ich mich an einem schönen Tag gerne mit Freunden und einer kalten Flasche Bier (oder Wein, je nachdem, was gerade zur Hand ist) in einen Park setze und die umliegende Gastronomie Gastronomie sein lasse. Davon geht weder die Welt unter noch führt es zum Aussterben des Berufes des Bartenders.

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