Samstag, 12. Juni 2010

Des einen Freud - des anderen Leid

oder das größte schwul-lesbische Strassenfest Europas...

Es ist wieder einmal ein Jahr vorbei und wieder ist das schwul-lesbische Strassenfest in der Motzstrasse und den angrenzenden Strassen drumherum. Es ist das grösste seiner Art in Europa und innerhalb der zwei Tage werden bis zu 500.000 Menschen dort erwartet, die dort ausgelassen singen und tanzen (und nicht nur das ;-), Cocktails schlürfen, Bier trinken, Prosecco zwitschern und Unmengen von Imbissbuden leerfuttern.
Von 10.00 - 23.00 Uhr läuft das offizielle Programm, die Djs der einzelnen Schwulen- und Lesbendiscos legen allein auf 5 Bühnen auf, so hämmern die Beats der unterschiedlichen Stile wild durch die Strassenschluchten. Das Epizentrum ist die Kreuzung Motzstr/Ecke Eisenacher Str., hier sind Bars wie der Hafen, das Eldorado oder auch das berühmte TOM's, bis tief in die Nacht sind hier Unmengen von Feierwütigen anzutreffen, spürbarer leeren sich die Strassen erst ab 02.00 Uhr, dann verlagert sich die Szene in die Clubs. Während dieser 2 Tage lebt und feiert die Community ausgelassen auf der Strasse und präsentieren stolz ihre grosse Akzeptanz in der Stadt.

Begeistert waren mein Sohn und ich auf einem neuen Kinder-Spielplatz in Kreuzberg gewesen, aber inzwischen war es höchste Zeit nach Hause zu gehen und die allabendliche Zu-Bett-Geh-Rituale zu starten. Am U-Bhf Nollendorfplatz angekommen, setze ich den Kleinen in den Kinderwagen, bis zu unserer Wohnung sind es nur noch 5 Minuten, normalerweise, aber heute ist besagtes Strassenfest. Geschickt manövriere ich um die ersten Alkoholleichen herum, weiche den Schlangenlinien der noch nicht Alkoholtoten aus, warte geduldig wo sich Lücken ergeben um grosse Gruppe zu überholen. Der Gehweg ist voll mit Scherben, Flaschen sieht man kaum, die haben die eifrigen Pfandsammler alle bereits eingesammelt. Von unserer Wohnung aus kann man alle 5 Bühnen hören, aber nur eine sehen, doch bis zur Wohnung sind es noch knapp 30 Meter...
Die ersten Besucher des Strassenfestes sind überrascht von meinem Anliegen mit einem Kinderwagen ein überfülltes Happening wie dieses zu besuchen, das ich hier wohne ist für sie irrelevant. Es wird immer voller und inzwischen verfluche ich das Fest und seine Partypeople. Ein nettes Paar vor mir, erklärt das es besser wäre hier nicht weiter zu wollen, denn da vor dem Hafen wäre kein durchkommen.
Vielen Dank für den Hinweis - okay, dann wickle ich den Jungen hier, statt in unserer Wohnung, im dritten Stock, über dem Hafen!
4 Meter weiter pöbelt mich ein Mann an, das man mit einem kleinen Kind nicht um die Zeit auf einem Strassenfest sein sollte. Ich blicke ihn kurz an und verkneife mir einen Kommentar. 2 weitere Meter sind geschafft, als mich eine Gruppe junger Männer darüber aufklärt das da hier zu voll wäre für einen Kinderwagen.Super Tip, soll ich ihn dann hier einfach stehen lassen und morgen früh abholen. Vielleicht rückt ihr einfach mal zur Seite und ich schaffe dann auch noch die 10 Meter bis zu meiner Haustür. 5 Meter später, meckert mich eine Gruppe Undefinierbarer an, ich solle aufhören mit dem Kinderwagen mich hier durchzupflügen. Inzwischen bin ich genervt und der Kleine wirkt ein wenig verschreckt.Pass auf, du trabst irgendwie zur Seit und lässt mich endlich in meinen Hausflur kommen und ich vergesse deinen Kommentar einfach und nicht meine guten Manieren. Endlich habe ich die Stufen zu unserer Haustür erreicht, vor mir sitzen circa 30 Leute und starren mich an. Du hier ist kein Platz mehr, schallt es mir entgegen. Aber ich wohne hier!!! Ein Idiot, erlaubt sich mir zu erläutern, das man doch wissen sollte wo man hinzieht.Pass auf Du Flachzange, wir haben diese Wohnung seit dreissig Jahren, damals hat es so einen Strassenfest noch nicht gegeben, aber durchaus schon so einige Schwule, die finde ich auch sehr nett, aber solche Idioten wie du, werden auch nicht symphatischer oder cleverer, wenn sie mit Männer statt mit Frauen schlafen. Steht jetzt auf und zeigt das ihr auch respektvoll seid und meine Geduld nicht weiter strapazieren wollt...Na los

Macht schon, hämmert ein mächtiger Bass hinter mir, ein Mitarbeiter des Hafens entschuldigt sich bei mir und weist die Sitzenden grob an sich sofort zu erheben.Ich sage es kein 2.tes Mal. KLAR! Die Menge erhebt sich und zwei der Leute heben den Kinderwagen mit an und heben ihn die Treppen rauf, während ich die Schlüssel raushole und aufschliesse.
Entschuldigung murmeln einige, ich lächle sie an und wünschen noch einen schönen Abend.

Morgen ist noch ein weiterer Tag Strassenfest und dann ist erstmal wieder für ein Jahr Ruhe... Strassenfeste sind toll, so lange man dort in der Strasse nicht wohnen muss.

1 Kommentar:

  1. genau so ist es und man vermisst es nicht, wenn es wegfällt (ehemals begmannstraße anwohnerin(bergmannstraßenfest)nur, dass ich anstelle des kinderwagens mit meinem fahrrad unterwegs war, mein beileid.

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