Sonntag, 31. Januar 2010

Der Winter in Berlin

oder drei ganz unterschiedliche Sichtweisen

Schnee, Schnee, Schnee...
wohin man auch schaut. Berlin ist eingehüllt in weisse Pracht und so mancher Kraftfahrer sucht lange nach seinem Fahrzeug und hofft inständig das richtige Gefährt gerade freizuschaufeln. Die Schneeberge haben Berlin verändert und das Tempo der Stadt gedämpft. Konzentrierter Gang und dicke Wintersachen dominieren das Strassenbild,
Kinder ziehen begeistert Schlitten, während Autofahrer wilde Schlitterfahrten erleben. Zuweilen vermutet man schon Eiskraterrouten statt Strassen vor einem liegend, die Räumdienste haben längst das Feld geräumt und ihre Niederlage stillschweigend hingenommen. Berlin versinkt im Schnee und damit auch die Idee, das der Winter schnell vorbei sein könnte. Ich bin wütend und mir ist kalt, ich will keinen Winter mehr...
Ein Schneeball saust durch die Luft und trifft mich am Ärmel.
Lachen und ein Entschuldigung prusten aus einem Haufen Kinder hervor. Glücklich glitzern ihre Augen und jeder verschneite Wagen ist Reservemunition und Schutzschild zugleich. Immer mehr Schneegeschosse tosen durch die Luft, einige schiessen knapp an mir vorbei.
Die beiden Gruppen (3 Mädchen und 4 Jungen) sind wild entschlossen. Lachend packe ich in den Schnee und forme mir auch so einen Ball und beschliesse in diesem Schneeball-Krieg Partei zu ergreifen. Die Mädchen scheinen langsam den Kampf zu verlieren, vielleicht kann man das ändern...
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Eisigkalt wehte es durch die Strassen und mühsam kämpften sich die Berliner halb stapfend, halb balancierend durch die verschneit-eisigen Trottoirs unserer Stadt und sehnen sich nach einem Monat Schnee und Dunkelheit umso wilder nach Sonne und dem Erwachen des Frühlings.
Tief steckten meine Hände in den Taschen meiner Jacke und versteckten sich so vor den eisigen Winden. Frierend stand ich vor den Türen unserer Bar und freute mich schon auf die wohlige Wärme, die mich gleich umfangen würde. An mir vorbei schlürfte ein Mann mit recht zerfleddertem Aussehen und wild vermummten Gesicht, während ich in die Bar ging; zog er an mir vorbei. Ich schaltete das Licht an und genoss die Wärme des Raums. Freute mich am sanften Licht und zog die Jacke aus. Schaute mich nochmals um und sprang die Treppe hoch, der in Lumpen gehüllte Mann stand am Hauseingang des Nachbarhauses. Ruhig ging ich auf ihn zu und lud ihn auf einen Tee ein. Er schaute mich fragend an und verwiess darauf, das er keine Zeit und Geld hätte. Eilig schritt er davon, ich erklärte ihm das man bei dieser Kälte eine Gelegenheit zu einem heissen Tee ablehnen könne, aber die Höflichkeit haben sollte, eine ernstgemeinte Einladung anzunehmen. Er schaute mich lange an und nickte dann erfreut mir zu. Ich zeigte ihm einen Platz am Kamin und fing an einen Tee in der Küche zu machen. Gerne hörte ich wie er anfing seine Hände am Kamin zu wärmen, als ich den Tee dann brachte, glitzerten seine Augen und er fragte mich: Warum???
Ganz ehrlich, ich weiss es nicht, es schien mir einfach richtig. Spät am Abend verliess er mich dann; ich gab ihm noch eine ältere Decke mit und schickte dann eine SM S...
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Die Idee an sich war gut, aber wer hätte ahnen können, das es der wohl längste gefühlte Winter in Berlins Geschichte werden würde.In Berlin sind Schneemänner jedes Jahr stark vom Aussterben bedroht, daher war der Ansatz der Klimakämpfer löblich, aber mit jedem Tag den diese eiskalten Kreaturen länger herumstehen, verliert der Berliner seine letzte grüne Solidarität mit den Schneemännern. Meine Stadt braucht die Sonne, denn diese Klima-Tristesse kann man nicht mehr sexy finden.
Berlin braucht Wärme und das fast um jeden Preis; sorry Jungs, aber retten mag ich euch zur Zeit nicht ;-)
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3 Kommentare:

  1. Egal, ob es nun erfunden ist oder die Geschichten wirklich so passiert sind. Ich finde sie einfach klasse und sie haben mich zum nachdenken angeregt und das liebe ich.
    Mit besten Grüßen aus FF
    Tomas Melchinger

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  2. @Mike
    Ein echt toller Artikel, der hat mir sehr gut gefallen.Danke.
    Frank E.

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