Depressionen verändern die Struktur des Gehirns, aber anscheinend sind davon betroffen auch der Geruchs- und Geschmackssinn. Bei depressiven Menschen sind die Riechkolben am Ende der Riechnerven wesentlich verkleinert gewesen und die entsprechenden Zellen im Gehirn deutlich vermindert.
Und es gibt einen Zusammenhang:
Depressive verlieren den Geruchssinn und Menschen mit schlechterem Geruchssinn neigen zu Depressionen. In Zukunft könnten diese Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Therapien oder Medikamente verwendet werden.
Ein Forscherteam der Technischen Universität Dresden hat entdeckt, dass Depressive ihren Geruchssinn verlieren. Dieser Verlust basiert den jüngsten Untersuchungen zufolge auf Veränderungen im Gehirn, denn das dortige Riechzentrum bildet sich zurück. Das könnte auch erklären, warum so viele psychologische Störungen den Geruchssinn stören.
„Wir haben entdeckt, dass bei Depressiven die Riechkolben (Bulbus olfactorius) am Ende der Riechnerven deutlich vermindert waren und weniger pluripotente Zellen im Mittelhirn vorhanden waren. Das bedeutet auch, dass diese Hirnregion weniger plastisch war als bei Nicht-Depressiven", erklärt Thomas Hummel vom Arbeitsbereich Riechen und Schmecken an der Technischen Universität Dresden. Neben Geruchstests hatten die Forscher auch im Magnetresonanztomographen MRT Untersuchungen an insgesamt 42 Personen gemacht.
„Bei den 21 akut Depressiven war der Geruchssinn deutlich vermindert", so der Hummel. Ihre Geruchskolben waren um rund 15 Prozent kleiner als jene der 21 gesunden Testpersonen. Die Größe des Geruchskolbens nahm mit der Stärke der Depression ab. Die Einnahme von Antidepressiva hatte keine Auswirkung auf den Geruchssinn. „Ein verminderter Geruchssinn bedeutet auch gleichzeitig, dass der Geschmacksinn beeinträchtigt ist", erklärt der Wissenschaftler. Das könnte vielleicht ein Hinweis darauf sein, warum Depressive auch häufig an Appetitmangel leiden.
„Das Interessante an unserer Untersuchung war, dass man bei Depressionen den Geruchssinn verliert und Menschen mit schlechterem Geruchssinn zu Depressionen neigen", erklärt Hummel. "Nicht bekannt ist, ob der Riechkolben wieder wachsen kann, oder weiter klein bleibt."
Vor einem Jahr haben Forscher der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg festgestellt, dass ein schrumpfender Riechkolben im Gehirn schon früh auf eine Alzheimer-Erkrankung hindeutet. Je stärker der Riechkolben geschrumpft war, desto schwerer war die Erkrankung. „Schon bei geringen kognitiven Defiziten zeigt sich im MRT, dass der Riechkolben signifikant an Volumen verloren hat", weiß der Heidelberger Psychiater Philipp Thomann
Die Forscher sehen in der Volumenmessung des ersten Hirnnerven einen hilfreichen zusätzlichen Biomarker für eine frühzeitige Alzheimer-Diagnose sowie einen Indikator für die Schwere der Erkrankung.
WANC 20.08.10, Quelle: Technische Universität Dresden, pte
Sehr interessanter Bericht, danke.
AntwortenLöschenOb allerdings 42 Probanden wirklich aussagekräftig sind.
Ich frage mich auch: "und Menschen mit schlechterem Geruchssinn neigen zu Depressionen", wie man diese Aussage überprüfen will. Das müsste ja eine grossangelegte Langzeitstudie sein, im Nachhinein lässt es sich doch schwerlich feststellen.