Mittwoch, 4. März 2009

Nach meiner Meinung der wohl beste Gin der Welt,


oder so schrieb ich es auch mal fuer Mixology...

Booth's House of Lords -
oder als es den Begriff Premium-Spirituose noch nicht gab...

Als ich vor einiger Zeit (inzwischen ist es schon sehr lange her) in der Triobar mein Gin-Tastic mit Gincalo und Phill Duff praesentierte, oeffnete ich dort auch eine Flasche House of Lords von der Booth's Gin Distillerie. Kaum hatte ich wieder von ihr probiert, so war ich ihr auch schon ganz verfallen. Bisher hatte ich sie immer nur als Mignature probiert und diese Flaschen waren haeufig von schlechter Qualitaet da sie nur selten wie hochwertige Spirituosenflaschen behandelt wurden, sondern eher wie kleine skurille Fundstuecke. Ich war mir sicher, das ist der beste Gin den ich jemals probiert hatte und vom Gin hatte ich schon recht viel probiert.

Booth's Distilleries
Einige von euch Lesenden kennen vielleicht bereits die Firma Booth's und arbeiten auch mit dem Finest Dry. Ich lernte das Produkt bei Herrn Scholl kennen, der euch als der Hausherr des Rumtrader in Berlin vielleicht bekannt ist.
Herr Scholl schwaermte sehr von dem Produkt und so probierte ich auch einige Male und befand ihn ebenfalls fuer gut. Booth's Gin zu beziehen war keineswegs leicht und zuweilen galt er sogar als Auslaufmodell, dessen Produktion eingestellt wurde.
Booth's Gin war Hoflieferant der Koenigin Mutter, jene alte Dame galt als extrem Ginerfahren und sie trank stets gern die wacholderne Koestlichkeit aus dem Hause Ecke Clerckenwell Road und Red Lion Street (London). Das urspruengliche Werk der Familie Booth's wurde im 2. Weltkrieg durch einen Bombenangriff der Deutschen Luftwaffe getroffen und brannte zum groessten Teil nieder, doch man baute das Werk an selber Stelle wieder auf und setzte die Produktionstechniken damals auf den modernsten Stand der Verfahrenstechnik.
Die Familie Booth's blickt auf eine lange ruhmreiche Geschichte zurueck, dessen erste Spirits&Wine Compagny wurde bereits 1740 gegruendet, 1937 wurde dann auch die Booth's Distelleries gegruendet und sie war es die dem weltweiten Siegeszug des London Dry Gin initierte und mit durchsetzte.
Bis 1960 offerierte Booth's auch noch den Booth's Old Tom Gin, den Lemon Gin und den Sloe Gin an sowie den Dry Gin und den Finest Dry,
der im Ausland als Booth's House of Lords angeboten wurde.
Die Trinkstaerken varierten je nach Ausfuhrland zwischen 41%-47%,
nach Deutschland wurde er in 43% Trinkstaerke geliefert.
Er war hier allerdings aeusserst selten nur anzufinden und haeufig waren es Angehoerige der englischen oder auch amerikanischen Streitkraefte, die ihn hier ueber Armee-Shops bezogen.
Booth's produzierte anfaenglich auch noch gar nicht den Finest Dry, sondern nur den normalen Gin, nur durch einen gluecklichen Zufall entwickelte man den Finest Dry, der sich schon bald als erster Premium-Gin einen festen Platz in den guten Bars dieser Erde sicherte.
Damals hatte man wohl aus Versehen etwas zuviel des guten Gins gemacht und hatte arge Lagerprobleme. Aus der Not heraus erwarb man von einem befreundeten Haendler eine groessere Menge an spanischen Sherryfaessern und lagerte nun dort den Gin. Es war auf die Schnelle einfach nichts anderes zu bekommen, nun nach circa 5-6 Monaten erinnerte man sich wieder der Ueberproduktion und wollte sie abfuellen. Man war ueberrascht von der Faerbung des Gins durch das Lagern im Sherryfass, den nun hatte er einen goldenen Schimmer, aber vor allen Dingen einen sanften, tiefen Charakter erhalten. Man wusste noch nicht so ganz wie man das den Londonern verkaufen koenne und ob man es ueberhaupt machen sollte. Nun waren aber schon einige Flaschen die man abgefuellt hatte in den Handel gekommen und die Kunden waren begeistert und wollten mehr davon. Booth's entschied sich am Produkt festzuhalten und tat nicht schlecht daran, innerhalb weniger Jahre entwickelte sich dieser "ungewollte" Gin zum erfolgreichsten Produkt des Hauses.
Zuerst in England und spaeter auch weltweit bot man dann ab 1968 auch noch den High&Dry an, ein kristallklarer Gin mit kuerzerer Lagerzeit im Sherryfass (circa 30 Tage) und anschliessender erneuter Filtrierung um ihn ganz klar wieder zu bekommen. 1978 wurde dann die Produktion des Finest Dry bzw House of Lords eingestellt, das englische Oberhaus soll aber noch bis 1986 seinen bevorzugten Gin erhalten haben. Heute ist die Booth's Distellerie im Besitz von Diageo, diese sind jedoch leider gar nicht am Vertrieb dieser alten Spirituosenmarken interessiert, sondern halten diese wohl eher nur vom Markt fern um ihre anderen Gins nicht zu gefaehrden. Eine Neuauflage des House of Lords kann ich deren Brand Managern nur empfehlen, da er als weiterer Premiumgin Ergaenzung wohl Furore machen wuerde.
Der House of Lords ist der ideale Gin fuer einen Martini - ein House of Lords Martini ist schon etwas ganz besonderes. Die Flaschen die heutzu tage zuweilen noch anzutreffen sind, sind aeusserst rar und haeufig in schlechtem Zustand.
Eine gut erhaltene House of Lords ist aber auf alle Faelle ein ganz besonderer Genuss, wenn wohl leider auch kein ganz billiger - in Fachkreisen wird er bei circa 600 Euro pro Flasche gehandelt.
Es gibt nicht viele Bars die ihn ueberhaupt anbieten, im Kempinski Hotel Sankt Moritz steht eine wohl noch, in der Bow-Bar in Saporro, im Lebensstern, im Rum Trader und bei mir in der Triobar. Weiss noch jemand eine andere Bar vielleicht???

4 Kommentare:

  1. Wie gut, dass ich nicht unbedingt in eine der Bars reisen muss um diesen Gin zu genießen ;-)

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  2. Ja, Viktoria Bar Berlin, Potsdamer Straße

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  3. Ja, Viktoria Bar Berlin, Potsdamer Straße

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  4. Ich habe eine Flasche aus dem Jahr 1966 im Schrank zu stehen (Erbstück)....wenn jemand Interesse hegt einfach anschreiben...

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